Meine Geburt...

Jetzt geht´s looohooos!

Hin- und hergeritten
Wir schreiben den 25. April 2006, Highnoon - 12 Uhr Mittags. Ein großer, gutaussehender Cowboy wuchtet eine kleine kugelrunde Cowfrau auf sein Pferd (will sagen: Lässt sie in sein Mini Cooper Cabrio plumpsen - elegantes Ein- und Aussteigen ist schon laaaaange nicht mehr möglich... aber schwanger ist ja IMMER sexy). Mit an Bord befinden sich: ein Baby mit Arbeitsnamen Hamster, gut getarnt im Bauch der Kugelfrau und eine überdimensionale Kliniktasche (viel hilft viel). Ziel des Ausritts: Die Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf, zum Zweck der stationären Aufnahme am Tag vor der primären sectio, der Kaiserschnitt-Entbindung des Hamster-Babies.

Wir sind da... jetzt geht´s lohoooos... oder doch nicht?!
Nach der Anmeldung erfolgen die üblichen Untersuchungen (CTG, US, Pipi-Test, Schmerztherapie, etc.). Anschließend erfolgt: meine erste Flucht (Kugelfrau mit Baby). Angesichts der Feststellung, das wäre alles für den heutigen Tag - nur noch Entspannung auf dem Zimmer (??? Im Klinikbett ??? - Eure und meine Auffassung von Entspannung stimmen nicht im Mindesten überein!) und Abendessen (Legga: Schwarzwurzelcremesuppe!!! *würg* Ich bin schwanger und habe Fresslüste... aber Schwarzwurzelschlotz? Never!) beschloss ich - die Kugel -, den Abend lieber entspannt zu Hause im eigenen Bett mit Cowboy und Pizza zu verbringen. Schnell noch eine Verabredung für den nächsten Tag getroffen (7 Uhr, gleiche Stelle, um 24 Uhr der letzte Bissen Pizza, um 6 Uhr letzte Flüssigkeitsaufnahme) - und Heimritt. Unruhige Nacht... nicht nur riesig aufgeregt (Morgen früh haben wir ein richtiges, echtes Baby!!!), sondern auch regelmäßige Wehen... (5 Minuten, 4 Minuten, aufstehen, die Diakonie ruft... und diesmal bleiben wir auch!)

Auftakt zu 5 Tagen Wellness in Düsseldorf-Kaiserswerth
26. April 2006, 7 Uhr, gleiche Stelle, gleiche Welle. Zusätzlich an Bord: Oma Elli und Opa Jürgen (bis dato meine MaPa), ganz gespannt. Meine Elli ist ganz nervös, während mein Papili die Ruhe selbst ist (gerade er, der am Flughafen regelmäßig eine Gratwanderung zwischen Kollaps und Ruhigstellung durch knock-out macht. Ich fass es nicht!). Frank ist auch die Ruhe selbst... und ICH erst. So ruhig *hibbel* war ich noch NIE... (zuletzt wohl bei meiner Führerscheinprüfung *grins*). Auf geht´s zum üblichen: zunächst zum CTG... schöne, regelmäßige Wehen (3 Minuten). Aber mein Betteln ("Wo ich doch schon so hübsche Wehen habe, kann ich doch auch spontan entbinden...") hilft nicht. Wegen des "turbulenten Fortgangs" meiner Schwangerschaft (vorallem wohl wegen der Gestose und der vorangegangenen Wirbelsäulenentzündung) bleiben die Götter in weiß hart: Primäre sectio unter Vollnarkose, denn nach der Wirbelsäulenentzündung dürfen weder PDA noch Spinale gelegt werden. Meinen Frust und meine letzten zickigen SS-Hormone lasse ich an einer russischen Matronen-Hebamme aus (NEIN, es tut mir NICHT leid!). "Wecke jetzt Kiiiiind. Verschläffft Zehtehgeh! Das niiiix gutt!" *rüttelt am Bauch als sei ich eine riesige Flasche Sprühsahne und zieht sich so meinen Zorn zu*. Ich beschließe, die Gute rauszuwerfen. Als Schwangere im Endstadium kann man mir wohl keinen Wunsch abschlagen. MaPa und Frank sehen sie anschließend rauchen. So habe ich ihr wenigstens noch etwas Gutes getan *g*.

Zwischenstation: Zimmer 225
Meine Eltern sind im "Florence Inn", dem hauseigenen Café, geparkt worden. Frank bringt mich auf die Station. Erstkontakt mit Schwester Helga: "Sooooo, jetzt zieht sie sich aus und setzt sich auf´s Bett. Und jetzt trinkt sie ihren Salzschnaps, den sie dort vor sich stehen hat. Oooooh... und dann ziehen wir ihr die OP-Strümpfe an... dazu steckt sie den rechten Fuß hier in diese Vorrichtung..." - *CUT!* Ähhhm, Moooment.... Wo ist die versteckte Kamera? SO hat zum letzten Mal mein Kinderarzt mit mir geredet. Da war ich zarte sechs Jahre alt... Aber irgendwie hebt es meine Laune. Ich lasse grinsend die Prozedur über mich ergehen ("Oooooh, da hat sie aber gute Laune mitgebracht!"). Inzwischen trage ich <ironie> sexy halterlose Kompressionsstrümpfe </ironie> und harre der Dinge, die da kommen. Es kommen 2 Schwestern und ich werde in den OP gefahren, nicht ohne ab und an, dann und wann anzuecken ("Oooooh, da hat es nochmal gerumst, bevor sie ihr Baby bekommt").

Die Geburt
- oder aber:James Blunt: You´re beautiful!
- Das letzte, was ich höre.
Jetzt geht´s lohoooos - und diesmal WIRKLICH!
Im OP angekommen wird mir so langsam richtig mulmig. Gleich ist es soweit. Frank wird neu eingekleidet, ganz in grün... die süpersexy Mischung aus Onkel Doktor und Marsmännchen mit Papa-Schild auf der Brust. Verwechselungen ausgeschlossen. Ich beruhige mich. Das liegt aber nicht an dem grünen Dress, sondern natürlich daran, dass er bei mir ist. Nach der Umbettung auf das OP-Tischlein werde ich angeschnallt und in Position gebracht. Jetzt wird es turbulent. Ganze 9 Leute wuseln um mich herum, die Situation wirkt so surreal, das ich belustigt bin (Plazenta kostet Hirn, ich hab´s immer gewußt. Aber scheinbar hat sich mein Unterbewußtsein zwischen Lachen und Durchdrehen entschieden und ich setze ein entrücktes Grinsen auf. Gleich haben wir ein richtiges Baby!). Wir scherzen ein wenig, es wird ein bißchen auf meinem Bauch herum gepinselt *Kalt! bibber*, ein Paar Zugänge gelegt, ein Blasenkatheder gesetzt... dann wird´s unschön, denn Frank muss leider den OP verlassen, da jetzt die Vollnarkose mit Tubus gesetzt wird. Ich fühle mich ziemlich einsam, aber eigentlich bin ich nicht alleine... der Hamster ist ja noch inside... und gleich outside. Ich berappele mich und scherze noch ein wenig mit Dr. Garcia, den Hebis und den OP-Schwestern. Bei der Gabe des ersten Medikamentes zur Betäubung trete ich umgehend weg... nicht ohne noch kurz James Blunt zu grüssen ;-).

forward